Adíos Colombia, hallo Deutschland!

Hallo ihr Lieben,

seit gut fünf Wochen bin ich wieder gut zurück in Deutschland. Ich habe mich schon wieder sehr und vor allem schnell in der Heimat eingelebt. Auch wenn einiges noch ein wenig komisch beziehungsweise anders ist, gefällt es mir wieder richtig gut hier.

In den folgenden Zeilen möchte ich noch über die letzten Wochen berichten, da die Zeit nochmal sehr intensiv war und ich viel erlebt habe. Außerdem möchte ich einen kleinen Rückblick geben und meine Zukunftspläne kundtun und Euch als meine treuen Leser ein „fettes Dankeschön“ aussprechen.

Anfang September ging der Countdown bis zum Rückflug immer schneller. Nachdem wir endlich unser kleines Problem mit dem Visum gelöst hatten, standen auch schon unsere Nachfolger vor der Tür. Wir haben sie herzlich empfangen und ein kleines Willkommenscamp mit ihnen durchgeführt. Einerseits hatten wir uns riesig gefreut unsere Nachfolger von WI kennenzulernen, die jetzt in unseren Projekten weiter arbeiten werden. Andererseits war es für die meisten von uns auch der Beginn des Verabschiedens. Zeit für viel Traurigkeit blieb mir jedoch nicht, da ich Geburtstag hatte und dieser sehr intensiv gefeiert wurde. An meinem Geburtstag selbst hat mich meine Nachbarin/ Vermieterin mit einem leckeren Frühstück überrascht. Danach bin ich in mein Projekt, in die Behindertenwerkstatt WAIMA, gegangen und wurde sofort ins Nebengebäude geschickt und sollte spontan die Yoga-Stunde halten, da die Lehrerin nicht konnte. Als wir zurück kamen war alles wunderschön geschmückt, es wurde gesungen und Torte gegessen.

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Am Abend bin ich mit einer Freundin in eine Tanzstunde gegangen und im Anschluss sind wir mit Freunden noch Essen gegangen. In den folgenden Tagen wurde ich noch von meiner Gastfamilie zum Essen eingeladen und meine Freunde haben für mich eine Überraschungsfete geschmissen. Auch in der Schule wurde ich von süßen Briefen und kleinen Geschenken der Schüler und Lehrer überrascht. Ich war wirklich überwältigt und glücklich was für tolle Freundschaften ich in diesem Jahr doch geschlossen habe.

Hier ein paar Bilder unserer Aufführung.

 

Zu Beginn des Jahres wollten Nils und ich eigentlich mit den Schülern einen kleinen Garten auf dem Schulgelände mit sogenannten „Estivas“ (Holzpaletten) anlegen. Leider hat dies irgendwann nicht mehr funktioniert und wir hatten die Paletten total vergessen. Ich wollte dieses Projekt allerdings unbedingt noch zu Ende bringen, weswegen ich mit einer neunten Klasse in deren Kunstunterricht „Wertepaletten“ daraus gestaltet habe. Die Schüler sollten sich dazu in Kleingruppen Gedanken über Werte machen, die ihnen wichtig sind. Im Anschluss bekam jede Gruppe eine Palette und durfte diese bunt mit den Werten gestalten. Der Hausmeister Don José hat sie danach gleich auf dem Schulhof aufgehängt.

 

Auch bei WAIMA gab es nochmal richtig viel zu tun: Sie veranstalteten einen großen Markt in einem der größten Unternehmen von Medellín. Gleichzeitig fand dort eine Gesprächsrunde mit Politikern über mehr Rechte für Menschen mit Behinderten statt, die sehr konstruktiv und fruchtbar war.

Unsere Nachfolger heißen Johanna und Ben und werden Nils und mich in der Schule Pequena Maria ablösen und in unserer Wohnung leben. Für deren Anfangszeit haben wir zwei tolle Gastfamilien gesucht, während wir noch in der Wohnung gelebt haben. Wir haben dann auch ein kleines Camp mit den beiden veranstaltet und sie überall vorgestellt und eingeführt. Anfangs haben wir die Unterrichtsstunden noch selbst gegeben, während uns die beiden zuguckten, danach haben wir die Stunde zusammen und am Ende hat Johanna die Stunde schon alleine gehalten und ich war nur zur Hilfe dabei. Sie wird auch weiterhin zu WAIMA gehen, was mich sehr glücklich macht, da dieses Projekt echt Unterstützung benötigt.

Neben all den vielen tollen Ereignissen und Einführungstagen verging die letzte Zeit so schnell und schon stand der Abschied vor der Tür. Auf der einen Seite war ich natürlich sehr traurig, dass ich jetzt zurück fliegen muss und hier alles, was wir im vergangenen Jahr aufgebaut hatten, hinter mir lassen muss. Aber viel mehr war ich einfach nur stolz auf das, was wir erreicht haben. Außerdem war mit klar, dass mein Freiwilligendienst zu Ende war und jetzt die Zeit der Nachfolger kam, die das Arbeiten in den Projekten mit Sicherheit toll machen, so wie ich sie erlebt habe. Deshalb konnte ich mich guten Gewissens verabschieden und mich auf einen neuen Lebensabschnitt in Deutschland freuen.

Zu meiner Überraschung haben mir meine Freunde und mein Theaterkurs noch eine riesengroße Abschiedsfete organisiert, was mich zu tiefst gefreut hat. Leider konnte ich die ganzen Verabschiedungen nur nicht ganz so genießen, weil ich nochmal so richtig krank geworden bin und eigentlich mit über 40 Grad Fieber im Bett lag beziehungsweise liegen hätte sollen. In meiner Not hat mich mein lieber Mitbewohner Nils zur Apotheke gefahren, wo ich eine „Wunderspritze“ in den Hintern bekommen habe und somit die letzten Tage und den langen Rückflug noch gut überstanden habe.

Auch der Rückflug war nochmal ein kleines Abenteuer, als wir unseren letzten Anschlussflug verpasst hatten und dann erst noch mit dem Zug in London an einen anderen Flughafen fahren mussten, kamen wir doch noch am selben Abend  in München an. Auf dem Bild seht ihr meinen Mitfreiwilligen Markus und ich mit seiner Pappschildkröte.

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Ich kann jedem nur empfehlen einmal mit einer Pappschildkröte im Handgepäck zu fliegen, um vielen Flughafenmitarbeitern und anderen Passagieren ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Mit ein bisschen Verspätung sind auch wir „drei“ dann  gut in Deutschland angekommen und wurden herzlichst von meiner Familie empfangen.

Mein Freiwilligendienst in Kolumbien ist nun vorbei, aber ich würde durchaus sagen, dass diese Zeit für mein Leben positiv geprägt hat. Auch wenn ein Freiwilligendienst natürlich Schattenseiten hat, weil man  z.B. lange von zu Hause weg ist und sich  oftmals ins „kalte Wasser“ geworfen fühlt, überragen für mich die positiven Aspekte eines derartigen Dienstes. Ich hatte die Möglichkeit eine neue Sprache, Kultur und Lebensverhältnisse kennen zu lernen. Vielen tollen Menschen bin ich begegnet, woraus einige tiefe Freundschaften entstanden sind. Im voneinander Lernen, konnten meine Schüler und auch ich einiges Neues dazu gewinnen, aber vor allem bin ich dankbar über alles was ich von den Leuten dort mitnehmen durfte. In gewisser Weise ist mein Dienst auch noch nicht zu Ende, da ich jetzt meine Erfahrungen und Sichtweisen mit in meine  deutsche Kultur hineinnehmen werde und hoffentlich zu viel Diskussion anregen wird. Allein über die Themen Sicherheit und Frieden in Kolumbien werde ich oft befragt und es ergeben sich mit meinen deutschen Freunden gute Gespräche, denn ich habe ja in meinem Jahr sogar den Friedensprozess hautnah miterlebt. Abschließend möchte ich sagen, dass ich ein geniales Jahr mit vielen Höhen und auch ein paar Tiefen hatte und überglücklich bin, dass ich diesen Schritt damals gewagt habe. Ich durfte mich selbst näher kennen lernen und habe mich persönlich weiterentwickelt. Einige meine Sichtweisen über „Gott und die Welt“ haben sich verändert und ich lebe jetzt auf jeden Fall bewusster, lege viel Wert auf Nachhaltigkeit, Ökologie und Müllreduktion, hinterfrage an vielen Stellen unsere Konsumgesellschaft und vieles mehr. Mich hat dieser entwicklungspolitische Freiwilligendienst sehr weitergebracht und ich würde ihn auf jeden Fall wieder machen, aber jetzt beginnt erstmal eine neue Etappe.

Ab November werde ich jetzt evangelische Theologie in Neundettelsau studieren und freue mich schon sehr darauf.

Ein großes Dankeschön möchte ich meiner Organisation der Weltweiten Initiative für weltweites Engagement e.V. für ihre Unterstützung aussprechen.

Zu guter Letzt möchte ich Euch, meinen treuen Lesern und Unterstützern ein riesen „fettes“ DANKESCHÖN aussprechen, dass ihr dieses lange und intensive Jahr interessiert mit mir geteilt habt. Nicht alle von Euch kennen die Aktion, aber ich habe noch vor meinem Dienst eine Spendenaktion gemacht, wo viele Freunde und Bekannte gegen eine kleine Spende auf meinem T-Shirt unterschrieben haben. Ihr selbst ward zwar nicht dabei, aber Euren Namen habe ich auf diesem Shirt mit nach Kolumbien getragen.

Muchas gracias!

Saludos,

Alexandra

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