Von Osterprozessionen, Dharma-Findung, „TH“ und Wasserrutschen

Hallo ihr Lieben,

ich hoffe, euch geht es allen gut! Hier bei mir in Medellín läuft alles sehr gut. Die Zeit vergeht wie im Flug und das Klima ist oft noch auf Winter eingestellt. Naja wenn die Menschen hier von Winter reden, denke ich sofort an etwas anderes, aber für den „kolumbianischen Winter“  muss es eigentlich nur regnen und automatisch wird es auch ein bisschen kälter. Somit kann man „Sommer“ und „Winter“ an einem Tag erleben. Auch wenn Ostern jetzt schon wieder eine gefühlte Ewigkeit her ist, möchte ich euch trotzdem noch erzählen, wie dieses Fest hier gefeiert wird. Außerdem habe ich in der Schule ein zusätzliches Projekt mit der Englischlehrerin veranstaltet, worüber ich gerne berichten möchte. Aber dazu später mehr.

„Semana Santa“ bezeichnet die heilige Woche von Palmsonntag bis Ostersonntag. Diese Woche hatten wir auch frei, was ich gleich genutzt habe, um ein wenig zu verreisen. In dieser Zeit ist es auch üblich, dass man viele Osterprozessionen sieht. Bei einer Prozession hier bei uns in Manrique bin ich sogar mitgelaufen. Alle hatten grüne Zweige dabei und nach den vielen Gebeten sind alle hinter dem Pfarrer singend durch die Straßen gezogen und haben wild mit ihren Zweigen gewedelt.

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Bei der Osterprozession 🙂

Am Montag in der Semana Santa bin ich mit Nataly, Mateo und Fabio (Freunde und gleichzeitig auch Lehrer an meinem Projekt) zusammen nach Horizonte zu einer anderen Lehrerin gefahren. Am Hinweg haben wir einen kleinen Zwischenstopp in „San Pedro“ gemacht und waren in einer Fischerei, wo wir unsere Forellen selbst angeln durften, die uns danach frittiert wurden und somit hatten wir ein super leckeres Frühstück. Im Anschluss ging es gleich weiter auf den Motorrädern und überraschende zwanzig Minuten später (nicht zwei Stunden, wie man uns erzählt hatte, als wir nach dem Weg gefragt haben) standen wir vor einem grünen Tor (gefühlt im Nirgendwo) in der Nähe des Dorfes Horizonte. Maribel, auch eine Lehrerin an der Pequena Maria, hat dort zusammen mit ihrer Familie ein kleines Häuschen in Mitten der Natur, mit gigantischem Ausblick, beeindruckender Stille und Landluft vom feinsten. Dort angekommen erwartete uns gleich ein typisches Mittagessen: „Frijoles con Chicharrón“. Das ist ein Bohneneintopf mit Bauchspeck serviert mit Arepa (Maisfladen), Reis und Salat. Unser Plan war eigentlich am Nachmittag wieder zurück nach Medellín zu fahren, denn der Weg dauert mindestens drei Stunden, jedoch hatte sich unser Plan schon während des Mittagessens geändert und es war klar, dass wir übernachten werden. Am Nachmittag bin ich dann zusammen mit den Jungs und dem älteren Sohn von Maribel in das nahegelegene Dorf namens „Horizonte“ gelaufen und wir haben von Santiago eine kleine Dorfführung bekommen. Es war beeindruckend, dass er fast das ganze Dorf kennt und in jedes zweite Haus wurden wir hereingebeten und haben einen Fruchtsaft bekommen. Das war wieder eine Situation, in welcher ich merkte, wie Gastfreundlich die Menschen hier sind und das nicht nur zu Ausländern  (wie zu mir) sondern auch zu anderen Kolumbianern. Horizonte ist ein sehr schnuckeliges, schönes Dorf, aber auch sehr klein und echt abgelegen. Da es in den Bergen liegt, hat man eigentlich von überall aus eine wundervolle Sicht über das Cauca-Tal. Am Ende kam noch ein Freund auf seinem Pferd „Dulcenia“ (was so viel wie „Süße“ übersetzt bedeutet) vorbei und da ich vor Jahren eine begeisterte Reiterin war, durfte ich einfach aufsteigen und eine Runde durch das Dorf drehen. Auch Fabio und Santiago sind erfahrene Reiter und haben eine kleine Runde gedreht. Am Abend haben wir alle zusammen vor dem Lagerfeuer gesessen, ein bisschen Bier und Aguardiente getrunken (wie könnte es nur anders sein… J ) und Billiard gespielt.

Am nächsten Morgen sind wir gleich nach dem Frühstück nach Medellín zurückgefahren, allerdings einen anderen Weg als den, den wir gekommen sind. Wir wollten noch durch ein paar schöne Dörfer, wie „Sabaneta“ fahren, die im Cauca-Tal liegen. Cauca ist ein Fluss, der durch Antioquia fließt und in dieser Region ist es meist sehr sehr heiß. So auch an diesem Tag, was mehr Qual für uns auf den Motorrädern war, denn wir hatten dicke Jacken an, weil es bei Maribel oben am Berg nachts sehr kalt wurde. Der Unterschied, je weiter runter wir gefahren sind, war enorm und wir konnten unsere Jacken auch leider nicht ausziehen, sonst hätten wir uns an der Sonne extrem verbrannt.

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Und zurück gings wieder nach Medellín 🙂

Am Ende sind wir noch Mittagessen gegangen und nach einem Regenschauer kurz vor Medellín dann auch endlich nass zu Hause angekommen.

Von Mittwoch bis Samstag bin ich dann zusammen mit meiner Freundin Estefania und ihrer Schwester nach San Rafael auf einen Yoga-Trip gefahren. Wir waren nicht direkt in San Rafael, sondern in einem ökologischen Reservat, namens „Zafra“, kurz vor dem Dorf. Ich war noch nie auf einer Yoga-Fahrt, aber es hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen. Ich habe am kristallklaren Fluss gezeltet, wo tagsüber immer eine Pferdeherde gegrast hat. Der Tagesablauf sah so aus, dass wir um kurz nach 5 Uhr von einer Klingel geweckt wurden und dann schweigend duschen sollten und dann im Tempel zusammen kamen, um zu meditieren. Im Anschluss haben wir verschiedene Mantras gesungen, was für mich auch eine neue Erfahrung war und ich es entgegen meinen Erwartungen als sehr positiv empfunden habe. Danach gab es einen kleinen Workshop, zum Thema Yoga und den verschiedenen Praktiken und nach der morgendlichen Yogastunde, gab es dann so gegen halb elf Uhr endlich Frühstück beziehungsweise ein Brunch. Frisch gestärkt hat sich die sechzig Mann Gruppe dann aufgemacht und ist durch die wunderschöne Natur am Fluss entlang gewandert. Immer wieder sind wir an Wasserfällen vorbei gekommen und haben uns eine Erfrischung gegönnt. Die Gruppe war auch sehr interessant. Ich war auch nicht die einzige Ausländerin, neben einer Portugiesin, einer Holländerin und vielen mehr. Alleine wie viele interessante, liebe Menschen ich dort kennenlernen durfte, war sehr toll. Nach dem großen Spaziergang gab es nochmal eine Yogastunde und nach dem Abendessen haben wir meistens nochmal meditiert oder ein Ritual gemacht, bevor sich jeder in sein Zelt oder ins Bett begeben hat. Die letzte Nacht durfte sogar auch ich in einem bequemen Bett schlafen, da bei meinem geliehenen Zelt überraschungsweise das Über-Zelt gefehlt hatte und beim letzten Regen das provisorische Plastik erst vom Wind weggeweht wurde und mein Zelt dann total überflutet war und meine gesamten Sachen natürlich klitschnass waren.

Auf der Fahrt habe ich auch festgestellt, dass diese „Yoga-Auszeit“ unter dem Motto „finde dein Dharma (Berufung)“  stand, was perfekt gepasst hat, denn ich wollte mir gezielt einmal ein paar Tage Zeit nehmen, um zu überlegen, was meine Pläne in Deutschland sind, wie und was ich und ob studieren will, wenn ich zurück kommen. Die „Erleuchtung“ hatte ich dort nicht, aber es waren vier wunderschöne, entspannte Tage, an denen ich so tiefenentspannt war, wie schon lange nicht mehr und die Auszeit aus der Großstadt Medellín sehr genossen habe. Auch die Besitzer waren superlieb und das vegetarische Essen war der Hammer.

Samstagabend kam ich dann wieder zu Hause in Medellín an und wollte mich eigentlich noch ein wenig ausruhen, bevor es um 24 Uhr dann in die Ostermesse ging, die bis 6 Uhr in der Früh ging. Allerdings kam dann auch schon Nils mit seinen Eltern aus Cartagena zurück und vor lauter Erzählen hatte ich letztendlich keine Zeit mehr mich auszuruhen. Kurzfristig wurde uns dann auch noch mitgeteilt, die Messe würde schon um 23 Uhr anfangen, was nur herum erzählt wurde, damit die Einheimischen einigermaßen pünktlich kommen. Letztendlich ging es dann erst um 00:30 Uhr los und ich hätte schon zu Beginn einschlafen können. Aber es war doch sehr spannend, dass nicht jeder einfach die Kirche betreten hat und sich irgendwo hingesetzt hat, sondern je nach Comunidad (Kirchengruppe) wurden die Bänke verlost. Ich hatte das Glück, dass ich mich zu Freunden setzten durfte. Zu Beginn der Messe hat man den Pfarrer vor der Kirche bei einem großen Feuer gesehen, wo das Osterlicht dann in die Kirche getragen wurde. Im Anschluss wurden sieben Geschichten aus der Bibel vorgelesen, was jeweils durch ein Vorwort eingeleitet und durch ein Gebet und Lied beendet wurde. Nach drei Geschichten hat der Pfarrer die Kinder über die vorher gehörten Erzählungen ausgefragt und für die Erwachsenen war Raum der Gemeinde das mitzuteilen, was ihnen auf dem Herzen lag. Insgesamt haben die sieben Geschichten ca. vier Stunden gedauert. Im Anschluss wurde noch ein Baby im Taufbecken getauft und danach gab es das große Abendmahl, wo echtes Brot und Wein durch die Reihen vergeben wurde. Ganz zu Letzt wurde noch ein Lied gesungen, wozu die Gemeinde einen großen Kreis um den Altar gebildet hat und an den Händen gehalten in bestimmter Schrittfolge Runden gedreht hat. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es eine wirklich tolle Erfahrung war, die ich nicht missen möchte. Allerdings war es während des Gottesdienstes eine reine Qual für mich, denn ich war so müde und wollte eigentlich nur in mein Bett. Am Ende bin ich sogar schon im Stehen, beim Singen und während ich eigentlich mitgeklatscht habe, eingenickt… 😀 Wir haben auch immer wieder Süßigkeiten gegessen, um von dem Zuckerschock wieder ein bisschen wacher zu werden. Um 6 Uhr war der Gottesdienst dann vorbei und die ganzen „Comunidades“ sind mit verschiedenen Bussen zu Restaurants gefahren, um dort ein großes Festmahl zu essen. Auch hier wurde vorher gefastet, wobei es sich meist eher auf die zwei Tage vor Ostersonntag bezieht, an denen sie nichts beziehungsweise nur Flüssiges zu sich nehmen und dann noch während der Ostermesse fasten, bis es dann ein fünfgängiges Menü gibt. Nils und ich sind jedoch nur kurz in die Bäckerei gegangen und haben ein Croissant und eine heiße Schokolade getrunken und sind dann ganz schnell ins Bett verschwunden.

Der Ostermontag war hier einmal kein Feiertag, was uns sehr verwundert hat, weil es hier so viele Feiertage gibt. Darum haben wir wieder ganz normal gearbeitet, während Nils Eltern noch bei uns zu Besuch waren, was das Programm danach ein bisschen anders gestaltet hat. Am darauf folgenden Samstag gab es noch eine wichtige Messe, die auch noch zum Osterfest gehörte, die ich auch noch besucht habe. Überraschenderweise ging diese nur drei Stunden lang, was sich aber auch nicht kurz angefühlt hat.

Jetzt möchte ich euch noch kurz über meine Englisch-Aussprache-Woche mit der Englischlehrerin Lewis erzählen. Sie hatte mich gefragt, ob ich sie nicht eine Woche lang begleiten könne und in jeweils einer ihrer Doppelstunde mit den Schülern an der englischen Aussprache zu arbeiten. Natürlich kann ich in sechzig Minuten keine Wunder bewirken und bin auch kein Muttersprachler, aber ich konnte ihnen sicherlich ein paar gute Tipps mit auf den Weg geben und eine Abwechslung im Unterricht war es auch. Nur war die Englischlehrerin jetzt kurzfristig an diesen Tagen verhindert zur Schule zu kommen und ich durfte sie somit komplett vertreten. Das war schon eine ganz andere Nummer, denn ich musste somit schon um 6 Uhr morgens anfangen, war jeweils alleine mit den Klassen und hatte die komplette Verantwortung. Zum Glück hatte ich so viele Unterrichtsmaterialien vorbereitet, dass es kein Problem war, spontan zwei, anstatt nur eine Stunde zu füllen. Allerdings waren einige Klassen eine wirkliche Herausforderung für mich. Normalerweise unterrichte ich nur bis zur zweiten Klasse Englisch, abgesehen vom Englisch- und Theater – Workshop, zu denen die älteren Schüler freiwillig kommen.  Für dieses Projekt jedoch war ich in allen 6. bis 11. Klassen und den Schülern blieb keine Wahl. Mit den höheren Klassenstufen konnte ich meist super gut arbeiten, aber gerade die 6. und 7. Klassen waren oft wirklich nicht einfach. Im Nachhinein glaube ich aber, dass es auch ein bisschen daran lag, dass ich von allen Lehrern vorher bemitleidet und gewarnt wurde, dass diese Klassen so schrecklich sein sollten und dass man kaum Unterricht dort halten kann. Und genauso war es auch. Ich bin schon mit der Einstellung, die mir vorausgesagt wurde in die Klasse gegangen und natürlich war es manchmal mehr Chaos als Unterricht. In der Teufelsklasse 7B war mir dann auch alles so „Scheißegal“, wie den meisten Schülern und dann haben wir eben nicht mehr die (meines Erachtens J ) tollen Aktivitäten zur englischen Aussprache gemacht. Leider haben darunter natürlich die wenigen Schüler gelitten, die echt Lust auf meinen Unterricht hatten. Während des Mittagessens hat mich das auch echt zum Nachdenken gebracht und ich habe mir für die folgenden Stunden vorgenommen, neutraler und unvoreingenommener vor die Klasse zu treten. Am nächsten Tag stand die nächste 6. Klasse an, von der ich ebenfalls nichts Gutes zu hören bekommen hatte, aber ich wollte dieses Mal mit einem anderen Gefühl als all die anderen Lehrer aus dieser Stunde gehen. Natürlich habe ich mir auch einige Gedanken davor gemacht, wie ich das ganze machen werde. Erstens dachte ich mir, ich werde nicht herum schreien, auch wenn es noch so laut sei. Eigentlich weiß ja jeder, dass das sowieso nichts bringt, aber ganz schnell ist man wieder am herumbrüllen, wenn es bei 50 Schülern einfach nicht ruhig wird. Zweitens werden wir Regeln zum besseren Klassenklima gemeinsam beschließen, an die sie sich halten sollen. Nun bin ich also mit mehr Motivation und vor allem einer anderen Autorität vor die Klasse getreten und war begeistert. Es war fast so wie vor kleinen Schäfchen zu unterrichten und auch wenn es mal laut wurde, habe ich schnell die Aufmerksamkeit wieder bekommen und wir hatten eine tolle Stunde. Selbst der Koordinator, der genau über diesem Klassenzimmer sein Büro hat und man auf Grund der nicht sehr schalldichten Wände alles hört, hatte sich schon gewundert, was denn in dem Klassenzimmer los ist, dass es so überraschend ruhig war.

Auch wenn diese Woche extrem anstrengend für mich war, weil nachdem diese Vertretungsstunden um 12:30 Uhr vorbei waren, gingen um 12:40 Uhr gleich meine normalen Stunden weiter und ich war letztendlich 12 Stunden in der Schule, hat es mir sehr gut gefallen. Außerdem habe ich so viel dabei gelernt, was ich keinesfalls missen möchte. In dieser Woche war ich komplett auf mich alleine gestellt, denn normalerweise dürfen wir ja aus versicherungstechnischen Gründen gar nicht alleine unterrichten und die Lehrer sind bei den anderen Stunden ja auch meist anwesend. Zudem war es auch nicht so einfach sich als „Lehrerin“ vor die älteren Schüler zu stellen, die fast genauso alt sind wie ich. Aber im Großen und Ganzen, hat es echt total viel Spaß gemacht. Wir haben viel gelacht und meines Erachtens haben beide Seiten davon profitiert.

Auch in meinem 4 + 1 Projekt, der Behindertenwerkstatt WAIMA, wo ich immer donnerstags bin, gibt es Neuigkeiten zu berichten. Denn wir haben alle zusammen einen kleinen Ausflug in einen Wasserpark gemacht, was ein sehr tolles Erlebnis war. Schon im Vorhinein fand ich es sehr erstaunlich, wie aufgeregt alle waren und vor allem welch eine riesen Vorfreude alle auf diesen Ausflug hatten. Für umgerechnet weniger als 5€ pro Person hatten wir einen privat Bus für die Hin- und Rückfahrt gebucht und auch der Eintritt war mit in begriffen. Auch Nils ist mitgefahren, weil jeder Familie oder Freunde mitbringen durfte. Wir waren eine große Gruppe und glücklicherweise haben uns im Wasser ständig zwei Rettungsschwimmer begleitet, denn alleine hätten wir das mit so vielen Leuten nicht geschafft. Denn einige können nicht schwimmen und andere, zum Beispiel die blinden Menschen haben einfach dauerhaft einen kleinen Helfer gebraucht. Es war so toll zu beobachten, was für einen Spaß die ganze Gruppe hatte und auch wir haben uns prächtig amüsiert. Nach dem Mittagessen, was sich jeder mitgenommen hatte, haben wir uns noch ins „Pueblito Paisa“ auf einen Kaffee gesetzt. Das ist ein kleines, typisch nachgebautes Dörflein im Wasserpark mit einigen Restaurant und Cafés. Dort haben wir dann noch so eine Art „Wahrheit oder Pflicht“ (allerdings nur mit Pflicht) gespielt und es war echt super lustig. Verschiedener könnte diese Gruppe wirklich nicht sein, aber genau das macht sie aus und es ist beeindruckend zu sehen, wie sich alle gegenseitig helfen und da fällt es eigentlich gar nicht mehr auf, dass sie Behinderungen haben.

Letzte Woche haben sie dazu eine, meines Erachtens wirklich coole These aufgestellt, die da frei übersetzt lautet: „Es sind nicht wir <<die Behinderten>> am Rande der Gesellschaft, sondern die Gesellschaft ist behindert, weil sie uns nicht als gleichwertige Menschen akzeptiert!“ Ich finde, das ist mal eine Ansage und leider stimmt es wirklich und ist nicht nur für Kolumbien, sondern eigentlich auf den Rest der Welt zutreffend. In Kolumbien werden vor allem behinderte Menschen nicht gut in die Gesellschaft integriert und Inklusion gibt es hier durchaus, aber die Art und Weise wie es gehandhabt wird, ist meiner Meinung nach durchaus verbesserungswürdig. Ich kann natürlich auch nicht allzu viel darüber sagen, da ich keinen großen Einblick in die Lage habe. Aber was ich bisher mitbekommen habe und auch an der Schule erlebt habe, lässt mich diese Sichtweise über die Dinge haben. Beispielsweise haben wir auch an der Schule ein paar Kinder mit körperlichen und geistigen Behinderungen und sie laufen auch ganz normal gemäß ihrer Altersgruppe von Jahr zu Jahr im Unterricht mit, aber sie bräuchten meines Erachtens eine zusätzliche Sonderbetreuung. Toll ist aber zu sehen, dass es hochmotivierte Organisationen wie WAIMA gibt, die einfach Schritt für Schritt kleine Zeichen in der Gesellschaft hinterlassen wollen und auch beim Staat für mehr Rechte für behinderte Menschen kämpfen.

Wir haben auch endlich unser Traummobile bei WAIMA fertig gebastelt und jetzt können unsere Träume von einer besseren Welt ja nur noch in Erfüllung gehen… J

So genug Welt-Verbesserungs-Geschwafel… Abschließend noch eine ganz kurze Anekdote aus meinem letzten Donnerstag bei WAIMA, als die Yoga-Lehrerin ganz kurzfristig absagt hat und ich dann gebeten wurde, ohne jegliche Vorbereitung die Stunde zu halten, weil sich ja schon alle so sehr darauf gefreut haben. Gut, zum Glück praktiziere ich selbst seit einigen Monaten Yoga und war ja auch auf dem Trip wie oben beschrieben. Aber es ist echt nochmal eine ganz andere Nummer eine Gruppe Leute anzuleiten, wo die meisten körperliche Einschränkungen haben und das dann noch auf Spanisch, als einfach nur selber im Kurs teilzunehmen. Dennoch hat es ihnen sehr gefallen und auch mir hat es großen Spaß bereitet.

In diesem Sinne „Namaste“ und bis bald!!

Eure Alexandra

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Und zu allerletzt noch liebe Grüße von Gregor, der Euch sicherlich lieber in den Hintern kneifen würde, denn das tut er für sein Leben gerne… 😀