Projektbeschreibung Pequeña Maria Wohnort Manrique – Las Nieves

Hallo ihr Lieben,

ich hoffe Euch geht es auch allen so gut wie mir. Dieses Mal ist es kein richtiger Blogbericht, sondern unsere Projektbeschreibung. Ich dachte mir , dass es auch für Euch interessant ist, wie unsere Nebenprojekte und vor allem unsere Wohnumgebung so ist. Einiges kann sich auch Widerholen, gerade was das Projekt angeht, habe ich das meiste schon in anderen Artikeln geschrieben. Aber wie sagt man doch nochmal so schön…. „Doppelt hält besser..?“ Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!!

Eure Alexandra

  1. Hauptprojekt: Colegio Pequeña Maria

Unser Hauptprojekt ist die Fundación Aldea Celeste Institución Educativa Pequeña Maria, eine Schule, die von Vor-, über Grund- und Weiterführende-, bis hin zur Abendschule geht. Die Schule wurde durch die Einnahmen eines Benefizkonzertes eines bekannten Violinisten aus Italien finanziert, den der Rektor Héctor Soto kennt. Der Schulleiter ist ein beeindruckender Mensch, der eine große Familie hat (12 Kinder).

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Klasse 9A

1.1 Lage der Schule

Die Schule liegt am Nordost-Hang der Stadt, in einem Vertriebenenviertel namens Carpinelo, welches sich in der Comuna 1 Popular befindet. Die Leute fliehen vor allem vom Land in die Stadt oder aus anderen konfliktreichen Vierteln in Medellín. Die ganze Stadt ist formal in Estractos von eins bis sechs eingeteilt, welche angeben, wie hoch der Lebensstandard der Menschen ist. Die Schule gehört zum Estracto eins und befindet sich somit in einem ärmeren Barrio (Viertel).

1.2 Verkehrsanbindung zur Schule

Bis vor die Schule fahren nur die privaten Busunternehmen (Esperanza No. 056). Man kann auch mit Metro und danach Metrocable bis Santo Domingo fahren und im Anschluss zur Schule hoch laufen oder auch die Esperanza nehmen. Auch besteht die Möglichkeit zu Fuß zu gehen. Dazu benötigt man ca. 40 min nach Hause und hinwärts ein bisschen mehr, weil es nur bergauf geht. Wenn man Glück hat, kann man auch beim Rektor im Auto mitfahren.

1.3 Schulalltag

Der Schultag beginnt normalerweise um 6:30 Uhr für die Schüler der Secundaria, das heißt 6.- 11. Klassen. Gegen 10 Uhr treffen alle Lehrer der Vor- und Grundschule ein und nutzen die Zeit bis Unterrichtsbeginn zum Vorbereiten. Um 12:30 Uhr endet der Unterricht für die Schüler der Secundaria und schon ab 12:40 Uhr geht es für die Vor- und Grundschüler los. Diese bleiben dann bis 17:40 Uhr (beziehungsweise die Vorschüler nur bis 17:00 Uhr) und ab 18 Uhr geht es gleich für die Abendschüler weiter. In die Abendschule (Nocturna) gehen Schüler, die schon viel zu alt für die jeweilige Altersstufe sind oder vor Jahren die Schule abgebrochen haben und jetzt gerne ihren Abschluss noch nachholen möchten. In diesen Klassen kann der Altersunterschied schon sehr groß sein. Da trifft dann zum Beispiel ein 15 Jähriger mit einem 70 jährigen Opa zusammen.

1.4 Tätigkeitsfelder des Freiwilligen

Der Freiwillige kann sich seinen Stundenplan größtenteils selbst zusammenstellen nach seinen Vorlieben und Talenten. Der einzige Wunsch der Schulleitung ist, Englisch in Vorschule, erster und zweiter Klasse zu unterrichten, weil es für diese Altersstufen keinen Englischlehrer gibt. Das bedeutet, dass die Freiwilligen für diese Stunden genauso wie andere Lehrer ihren Unterricht vorbereiten, in die Planeación eintragen müssen und auch die Schüler benoten sollen. In der Ausführung der Stunden ist man sehr frei, denn es gibt kaum Vorgaben und auch keinen genauen Lehrplan. Das Gute daran ist, dass man somit viel Singen und kreatives Basteln kann oder Spiele spielen kann. Ganz alleine ist man auch nie, denn die Klassenlehrer dürfen uns aus Versicherungsgründen nicht alleine mit der Klasse lassen. Jedoch halten sich diese meist im Hintergrund und nutzen die Zeit für andere Arbeiten. Die Klassen bestehen aus zwischen 40 und 60 Schülern, was das Unterrichten manchmal nicht ganz so leicht macht, jedoch wächst man mit seinen Aufgaben.

Abgesehen vom Englischunterricht in den unteren Stufen, den sich die Freiwilligen aufteilen können, darf sich jeder Freiwilliger seine restlichen Stunden selbst suchen. Dafür gibt es einige Möglichkeiten. Zum einen könnt ihr noch mehr Englisch- beziehungsweise Deutschunterricht zum Beispiel in der Abendschule geben, sofern das Angebot nicht vorhanden ist. Zum anderen könnt ihr Semillerios (AGs-Arbeitsgruppen) anbieten, wie zum Beispiel Theater, Chor, Tanzkurs, Basteln, kreatives aus Müll herstellen, Umwelt-AG, Fußball- oder andere Sportkurse, Musikunterricht (sofern die benötigten Instrumente besorgt werden können), Deutsch, Englisch (Aussprache und Spielestunde), andere Sprachen oder was auch immer euch Kreatives einfällt, beziehungsweise eure Stärken liegen. Da die Schule relativ überfüllt ist und manche Klassen ab und zu Unterricht auf dem Gang halten müssen, gibt es die Möglichkeit diese Kurse in einem Raum von der Kirche nebenan zu geben. Außerdem gibt es einen Sportplatz in der Schule, der jedoch meistens von Lehrern besetzt ist oder ihr geht zu einem anderen Sportplatz, der nur zwei Gehminuten unterhalb der Schule liegt.

An manchen Samstagen können die Freiwilligen einen so genannten Aktionstag mit dem Psychologen Juan Soto gestalten. Der Schulpsychologe lädt immer wieder gewisse Altersstufen ein, um Aufklärungsarbeit über Sexualität, Alkohol oder Drogen zu machen. Zeitgleich können die Freiwilligen andere Aktivitäten anbieten und die Gruppen rotieren dann von Angebot zu Angebot. Beispielsweise können Fußball- oder andere Sportturniere, Bastelaktionen, Theatereinheiten, Tanzkurse oder was auch immer veranstaltet werden.

Wie ihr seht hat man viele Möglichkeiten, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen, wobei man immer aufpassen sollte, dass man sich nicht zu viel aufhalst, denn die ganzen Stunden kosten auch Vorbereitungszeit, die man miteinberechnen sollte.

Zudem läuft nicht jede Schulwoche gleich ab, denn es gibt viele Ausnahmetage und auch die Zeiten vor und nach den Ferien sind anders. Da kann der Freiwillige sich auch immer wieder bei den verschiedensten Sachen mit einbringen, wie zum Beispiel beim Abschlussball aufbauen und bedienen helfen oder bei Casa Autor, einem Theaterprojekt der ganzen Schule Hand anlegen.

1.5 Kollegium

Das Kollegium besteht aus ca. 50 Personen, angefangen mit Portier/Hausmeister, Reinigungskräfte, Lehrer, Sekretärin, Koordination bis hin zur Schulleitung. Wir Freiwilligen wurden vom ganzen Team herzlichst aufgenommen und sind fester Teil des Kollegiums. Bei Fragen wird einem sofort geholfen, viel miteinander gelacht, Feste gefeiert und gerne auch das Mittagessen untereinander geteilt. Manche Lehrer sind auch im ähnlichen Alter, wie wir Freiwillige, wodurch man am Wochenende auch gerne mal etwas miteinander unternimmt. Einmal im Jahr gibt es auch eine Lehrerfahrt in den Herbstferien, wo die Lehrer zusammen mit ihren Familien beispielsweise für ein paar Tage an den Strand fahren. Das ist auch eine tolle Möglichkeit, um die Kollegen am Anfang des Freiwilligendienstes besser kennenzulernen.

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Blick ins Lehrerzimmer
  1. Nebenprojekte: viele Möglichkeiten

Da die Freiwilligen-WG zentral liegt mit sehr guter Anbindung, gibt es eine Vielzahl an möglicher 4 + 1 Nebenprojekte. Im Folgenden haben wir euch die Projekte aufgelistet, in denen wir tätig sind, beziehungsweise die wir besucht haben.

2.1 Waima – Behindertenwerkstatt

Waima ist eine kleine Behindertenwerkstatt, die sich in Gardel befindet, ca. 15 Gehminuten von der Freiwilligenwohnung entfernt. Montags bis freitags beginnt dort so gegen 10 Uhr der Arbeitstag für meist 5 – 10 Erwachsene mit verschiedenen geistigen oder körperlichen Behinderungen. Insgesamt besteht das Team aus 30 Personen, jedoch befindet sich die Werkstatt in der Wohnung der Chefs, weshalb täglich nur ein paar kommen. Nach dem morgendlichen Tinto (Kaffee) beginnt die Arbeit und es wird gemeinsam an Schmuck, Wischmops, Schlafanzügen, Schlüsselanhängern und vielem mehr gearbeitet, was dann zusammen auf Märkten und Bazaren verkauft wird. Die Gründer der Organisation haben selbst körperliche Einschränkungen, weshalb sie auf die grandiose Idee gekommen sind, diese Werkstatt zu gründen, um somit Menschen mit Behinderung eine Anstellung und Beschäftigung zu gewährleisten. Hier wird jeder herzlich willkommen geheißen und ist Teil der Waima-Familie. Inklusion wird hier sehr groß geschrieben, was in der Bevölkerung noch nicht so verbreitet ist. Umso erfreulicher ist es, wie wertschätzend, respektvoll und hilfsbereit alle miteinander umgehen. Es wird viel zusammen gelacht und geweint, Witze gemacht und die Menschen haben jemanden zum Reden dort. Nach dem gemeinsamen Mittagessen und ein paar Dehn- und Lockerungsübungen wird noch bis 17 Uhr weitergearbeitet.

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Gib eine Beschriftung ein

Waima ist ein tolles Projekt, das jedoch nur als Nebenprojekt möglich ist. Es ist jedoch ein toller Ausgleich zur Arbeit in der Schule, wo man immer viel Verantwortung hat, einiges vorbereitet werden muss und es oft laut und viel Trubel ist. Der Freiwillige unterstützt die Behinderten bei ihrer Arbeit, motiviert und hilft an den Stellen, wo ihre Kapazitäten nicht ausreichen. Gleichzeitig hat die Chefin immer extra Aufgaben für den Freiwilligen, wie beispielsweise einen Geburtstagskalender oder ein Traummobile zu erstellen, wo der Freiwillige seiner Kreativität freien Lauf lassen kann und es gemeinsam mit den Mitarbeitern herstellen kann. In der restlichen Zeit kann man selbst auch Schmuck herstellen oder auch kleine Talleres zwischendurch anbieten, wie zum Beispiel Deutsch, Englisch, Spielestunde, Massagekreis, Singen, oder was auch immer. Ab und zu gibt es auch Ausflüge oder Yogastunden, zu denen der Freiwillige gerne eingeladen ist. Abschließend ist zu sagen, dass es ein tolles und entspanntes Nebenprojekt für diejenigen ist, die Spaß und Kreativität beim Basteln und gleichzeitig ein Herz für Menschen mit Behinderung haben.

2.2 Poder Joven – Kindertagesstätte (Nils Nebenprojekt)

Diese Organisation gründete sich im Zentrum der Stadt, in dem Viertel „Barrio triste“, was trauriges Viertel heißt. Die Armut dort ist enorm, die Familien leben jeden Tag den Kampf, genügend Geld für Essen und die Miete des Tageshotels für die nächste Nacht einzunehmen. Poder Joven ist eine Kindertagesstätte, das heißt, die Kinder kommen außerhalb der Schule ins Projekt. Kinder, die in der Früh Unterricht haben kommen nachmittags und umgekehrt. Die Kinder bekommen zweimal zu essen, jeweils Mittagessen und dazu Frühstück oder Nachmittagssnack.

Das Projekt im Barrio Triste kommt auch in Frage, da mit dem Metro System alles einfach zu erreichen ist. Es gibt jedoch noch einen zweiten Standpunkt der Organisation in Jardín, welches, zu Fuß erreichbar, über unserem Wohnort liegt. Auch dort sind die Kinder arm, jedoch ist die Problemlage etwas anders. Bis vor 4 oder 5 Jahren gab es noch eine heftige Auseinandersetzung zwischen 2 Banden. Das heißt hier geht es auch darum, die Kinder von der Straße fernzuhalten.

Es gibt einen Stundenplan für die Kinder, welcher Nachhilfeunterricht, Yoga, Religion, Basteln, Malen und vieles mehr beinhaltet. Es wird probiert die Kreativität der Kinder zu fördern, sie bei ihren Hausaufgaben zu unterstützen und die Leistungen in der Schule zu verbessern. Das Klima ist deutlich angenehmer und ruhiger als in der Schule, da auch weniger Kinder kommen, immer so um die 25-35. An meinem +1 Tag sind aber auch 3 Erzieherinnen, die Chefin, eine Köchin, eine weitere Freiwillige aus Medellín und ich da.

Der Stundenplan ist jedoch fest und der Freiwillige kann immer begleiten. An manchen Tagen gibt es Freiraum für eigene kleine Angebote, an manchen nicht.

Die Philosophie des Projektes ist klar und sinnig und muss unterschrieben werden. Dem Freiwilligen muss aber auch klar sein, dass viel Wert auf religiöse Erziehung gelegt wird. Sei man Atheist, darf man dies nicht sagen und auch nie Kritik in Religionsstunden anbringen, teilnehmen ist aber in Ordnung.

Um Freiwilliger in diesem Projekt zu werden, muss man sich bewerben und es ist auf Jahresquartale zeitlich begrenzt. Man kommt sicherlich mit anderen auch internationalen Freiwilligen in Kontakt außerhalb von WI.

2.3 Villa Comunitaria – Kulturhaus

Die Villa Comunitaria ist ein kleines Kulturhaus mit Musikschule nebenan. Ein Team junger, engagierter Studenten sind gerade dabei das Zentrum wieder zu beleben und zu einem Ort für die Kinder des Barrios zu machen, an dem sie an Kursen teilnehmen können, Spaß haben können und jemand da ist, der ihnen zuhört. Die Theaterstudenten legen ihren Fokus auf Clownsworkshops und ähnliches. Zudem gibt es Sozialarbeiter und Psychologen, die ein paar Einheiten mit den Kindern machen. Der Freiwillige kann sich je nach aktuellem Angebot einbringen und entweder als unterstützende Kraft, die anderen Kurse begleiten oder selbst AG’s anbieten. Dabei hat er viele Möglichkeiten über Kunst, Sprachen, Musik (ist ja auch eine kleine Musikschule nebenan, die nicht viel genutzt wird), Filmeabend oder was auch immer. Auch dies ist ein tolles Nebenprojekt, in dem der Freiwillige viel Eigenengagement braucht, dafür jedoch viele Freiheiten hat. Zudem ist es gut mit dem Bus oder in 25 min auch zu Fuß erreichbar.

2.4  Internat „Estudiantes de la Luz“ in Santa Elena

Santa Elena ist ein Corregimiento, somit ein ländlicher Ortsteil ein wenig außerhalb Medellíns. Die Anfahrt ist ein bisschen länger, als zu anderen Nebenprojekten, jedoch ist die Busfahrt schon ein tolles Erlebnis, denn es geht weit hinauf in die Berge, während man ständig einen tollen Blick über ganz Medellín hat. Nach ca. zwei Stunden kommt man an einem großen, schnuckeligen Haus mit riesen Garten an, wo die Chefin, Gründerin und Internatsmama Maria Felisa Mosquera zusammen mit ihrem Mann und ca. 40 Kindern im Alter zwischen zwei und 20 Jahren lebt. Sie holt Kinder aus schwierigen Verhältnissen, deren Mütter als Prostituierte meist auf der Straße leben und ihre Kinder in diesen Umständen sehr schwer großziehen können. Unter der Woche sind die Kinder dann im Internat, bekommen dort Essen und Kleidung und gehen ganz normal in die Schule. Nebenbei bekommen sie Unterstützung bei den Hausaufgaben und an jedem Tag gibt es besondere Freizeitaktivitäten, wie Bastelkurs, Yoga oder andere Vergnügungen. Dieses Projekt ist super als Nebenprojekt geeignet, wo der Freiwillige morgens mit den ganz kleinen Kindern spielen kann, während die Großen noch in der Schule sind. Nachdem das Mittagessen serviert wurde, brauchen die meisten Hilfe bei den Hausaufgaben, wofür es eigentlich viel zu wenige Leute gibt, weshalb der Freiwillige super Hand anlegen kann. Danach kann der Freiwillige je nach Absprache mit der Chefin selbst kleine Aktivitäten oder Kurse nach Belieben anbieten. Auch wenn der Arbeitsweg sehr lang ist, ist es ein super Nebenprojekt, wenn man ab und zu eine Auszeit von dem Großstadtlärm und den Abgasen braucht und ein bisschen frische Landluft und Stille in der Natur genießen möchte. Je nach dem kann es eventuell mit einer Übernachtung verbunden werden und lohnt sich auf jeden Fall, denn die Kinder freuen sich immer wenn man kommt und man wird herzlich aufgenommen.

2.5 weitere Möglichkeiten

Des Weiteren gibt es noch viele andere Nebenprojekte, die ihr vielleicht mit der Zeit entdeckt, denn das Angebot ist groß. Beispielsweise gibt es auch eine UVA (wie ein Kulturhaus) ca. 5 Gehminuten von der Freiwilligen-WG entfernt. Auch in Gardel oder Moravia gibt es Kulturhäuser, die super zu Fuß erreichbar sind und wo man je nach Absprache Kurse anbieten kann. In der Nachbarschaft wohnt auch ein Sportlehrer, der auf einem Sportplatz ca. 5 Gehminuten von der Wohnung entfernt verschiedene Sportaktivitäten für die Kids aus dem Barrio anbietet und gerne Unterstützung gebrauchen kann beziehungsweise man auch selbst Aktivitäten anbieten kann. Die „Aguapaneleros“ gehen Dienstagsabends durch die Stadtmitte und verteilen Brot und Aguapanela (Getränk). Dort ist immer Hilfe willkommen, doch die Arbeit besteht nur aus Verteilen der Lebensmittel.

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Blick aus unserem Wohnzimmer
  1. Wohnort der Freiwilligen

3.1  Lage der Freiwilligen – WG

Die Freiwilligenwohnung befindet sich im östlichen Teil Medellíns in der Kommune namens Manrique. Das Barrio (Viertel), in dem wir wohnen heißt „Las Nieves“ und befindet sich im Estracto 2. Die Verkehrsanbindung von hier aus ist sehr gut und man kommt überall eigentlich gut hin.

3.2  Klima

Medellín ist bekannt für sein angenehmes Klima das ganze Jahr über. Es gibt eine Regenzeit, in der es wirklich häufig und auch heftig regnet und es dadurch auch etwas abkühlt, jedoch mehr als einen Pulli wird man nie brauchen. Es gibt auch Tage an denen es sehr heiß ist. Oft ist es sonnig, oder bedeckter aber sehr angenehm, sodass man immer mit T-Shirt aus dem Haus gehen kann.

Den Klimawandel merkt man hier insofern, dass die angesprochenen „Extrema“ (sehr heiß, viel Regen und Kälte) stärker sind als noch vor einigen Jahren. Früher war es noch beständiger und ausgeglichener das Wetter. Außerdem ist die Luftqualität hier verstärkt durch die Tallage und den vielen Abgasen nicht die beste. Trotzdem lebt es sich gut in der Stadt des ewigen Frühlings.

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Metrocable

3.3 Verkehr und Anbindung

Medellín hat als einige von wenigen Latein – und Südamerikanischen Großstädten ein Metrosystem. Dieses ist sehr einfach und erschließt einmal die nord-süd Achse der Stadt und die west-ost Achse auf Höhe der Stadtmitte mit der Metro. Diese Bahn fährt auf Stelzen über die Stadt. Um den restlichen Teil zu erreichen gibt es noch ein Bussystem mit großen Bussen, die eine eigene Fahrspur haben, namens Metroplus. Es gibt eine Straßenbahn und um die hochgelegenen, schwerer erreichbaren Viertel zu erschließen, gibt es kleinere Busse, die sogenannten „Alimentadores“. Außerdem führt das „Metrocable“, eine Art Seilbahn zu den hochgelegenen Barrios.

Außerdem gibt es eine große Anzahl von privaten Busunternehmen, die festgelegte Strecken fahren und sehr viele Taxen, die auch im Vergleich zu Deutschland sehr günstig sind. Von der Freiwilligen-WG aus sind alle Verkehrsmittel schnell und einfach zu erreichen.

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Die Straße hoch zum Supermarkt, wo wir immer den Bus nehmen

3.4 Kultur, Bildung und Freizeit

Das Kultur-. Bildungs- und Freizeitangebot ist hier sehr gut. Zu Fuß erreichbar sind mehrere Fitnessstudios, Sportplätze und –hallen, Schwimmbecken, Kulturzentren in Manrique und Moravia, sämtliche UVAs (das sind eigentlich auch Kulturhäuser), Musikschulen, Restaurants, und Diskotheken. Wir gehen wöchentlich in eine Bar, wo es kostenlosen Tanzunterricht gibt, also es kann auch etwas für die deutsche Hüfte getan werden. Auch die „Universität de Antioquia“ ist zu Fuß oder mit dem Bus gut erreichbar, an der es ein großes Bildungs-, Kultur- und vor allem Sportangebot gibt. Der botanische Garten ist auch in 30 min zu Fuß erreichbar und ist perfekt, um ein Buch zu lesen, sich zu entspannen, joggen oder spazieren zu gehen oder an Yoga-Stunden teilzunehmen.

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Auf diesem Sportplatz spielen die Jungs jeden Sonntagabend Fußball.

3.5 Essen, Ernährung und Einkaufen

Die „Paisas“ (Bewohner Antioquias) lieben ihr Essen. Reis ist fast immer die Grundlage der Speise und wird oft mit Bohnen und Bauchspeck vom Schwein (Chicharrón) serviert. Es gibt natürlich noch viele andere lokale Köstlichkeiten, jedoch wird es schwierig nahegelegene Restaurants zu finden, die alternatives oder sogar vegetarisches Essen anbieten. Man kann sich jedoch immer eine „Bandeja Paisa“ ohne Fleisch und stattdessen mit Rührei bestellen, was sehr lecker ist :D.

Einkaufen kann man an vielen Orten. In riesigen Discountern in der Stadtmitte oder auf Märkten in großen Hallen. An jeder Straßenecke gibt es „Tiendas“ (Kiosk) die einige  Lebensmittel verkaufen und ab und zu gibt es kleinere Supermärkte. Seit neustem schießen überall Läden, namens „D1“ aus dem Boden. Diese erinnern stark an Aldi und Co, auf Grund des Angebots und Aufbaus.

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Hier die Sicht vom Supermarkt aus, wo wir den Bus nehmen

In Medellín bekommt man eigentlich alles, jedoch nicht immer in der Form, wie man es aus Deutschland kennt. Beispielsweise ist der normale Joghurt hier ist flüssiger und das „Vollkornbrot“ erinnert stark an normales Toastbrot. Die Käsevielfalt ist nicht sehr groß und geschmacklich auch nicht vergleichbar mit Käse, den ihr aus Europa kennt. Dafür hat man die größte Auswahl an Obst weltweit. Es gibt sehr viele Obst- und Gemüsesorten, die ihr sicherlich noch nie probiert haben werdet und lieben werden. Zudem ist es super preiswert und man bekommt wirklich für wenige Euros ganz viel leckeres Obst und Gemüse.

Mobile Verkäufer auf der Straße bieten euch von Gummipool, über Glühbirnen bis hin zu Obst alles an. Viele Imbissstände gibt es auch auf den Straßen.

Kleidung könnt ihr auch im Zentrum oder in Manrique einkaufen. Sie ist günstiger aber oft gefälscht. Oder ihr geht in eines der Einkaufszentren im Süden der Stadt, welche europäischen Standards entsprechen und dementsprechend auch teurer sind.

3.6  Freiwilligenwohnung

Die Freiwilligenwohnung befindet sich in einem 4. Stock nicht direkt an der Straße, sondern ein bisschen versteckt in einer kleinen Gasse. Um zur WG zu gelangen muss man erst mit einem Schlüssel durch eine Gittertür. Nach einer Treppe folgt die Wohnungstür der Vermieter und nach weiteren Stufen steht man vor unserer Wohnungstür und zeitgleich im Wohnzimmer unserer Vermieter. Das ist jedoch kein Problem, denn die beiden sind super lieb und helfen wo auch immer sie können. Man hat jedoch auch seinen Freiraum, denn unsere Wohnung liegt einen Stock höher.

Insgesamt besteht die Wohnung aus zwei kleinen Zimmern, Küche, Bad und einem Ess-/Wohnraum. Die Wohnung ist wirklich nicht sehr groß, dafür sehr schnuckelig und hell durch die zwei großen Fenster im Wohnzimmer, von wo aus man eine geniale Sicht über ganz Medellín hat.

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Ein kleiner Blick in unser Esszimmer 🙂

3.7 Handys und Internet

Handyempfang hat man in der Wohnung eigentlich überall sehr guten, jedoch kann es in der Schule manchmal ein bisschen schwierig sein. In der WG gibt es die Möglichkeit unseren Internetvertrag weiterzuführen. Diesen teilen wir uns mit unseren Vermietern und kostet   50 000 Peso (etwas mehr als 15€) im Monat. Für uns hat es sich herausgestellt, dass es gerade für die Unterrichtsvorbereitung sehr sinnvoll ist, W-Lan im Haus zu haben.

3.8  Sicherheit

Wir haben Manrique als relativ sicher erlebt. Man muss eigentlich keine Angst haben auf der Straße ausgeraubt zu werden und kann sich frei bewegen. Auch spät abends, zum Beispiel am Wochenende, kann man ohne Probleme unterwegs sein. Jedoch sollte man dann als Mädchen in manchen Vierteln vielleicht nicht unbedingt alleine herum laufen. Uns ist hier bis jetzt noch nie etwas passiert, aber man sollte es auch nicht herausfordern.

In Hinsicht auf die Wohnung, ist uns auch bis jetzt noch nichts passiert, jedoch sollte man trotzdem vorsichtig sein, denn unsere Fenster sind nicht vergittert und man könnte über das Dach nebenan leicht einbrechen. Wir wollen damit nicht sagen, dass wir davon ausgehen, dass bei uns eingebrochen wird, aber realistisch gesehen wollen wir deutlich machen, dass es möglich wäre. Die Nachbarn sind super nett und wir verstehen uns gut mit ihnen. Vorsicht ist jedoch immer geboten, wenn es Besuch Wohnung gibt oder man lässt nur Leute rein, denen man wirklich vertraut.

Im Zentrum ist es jedoch um einiges gefährlicher, hier ist es besser vorsichtig zu sein. Dort wurden auch schon einige Freiwillige und Freunde von uns ausgeraubt.

3.9 Gesundheit und medizinische Versorgung

Wenn man krank ist, gibt es ein paar Blöcke weiter unten verschiedene Ärzte. Auch gibt es zahlreiche Apotheken, bei denen man Medikamente bekommt und die einen bei einem kleinen Schnupfen auch gut beraten können. Bei schwerwiegenderen Erkrankungen oder Verletzung sollte man in Betracht ziehen lieber in ein privates Krankenhaus in Medellín zu gehen. Diese sind sehr moderne und gute Krankenhäuser, in denen der Freiwillige sich mit der Versicherung ohne Probleme behandeln lassen kann.

Durchfall kann auf Grund der Nahrungsumstellung und fehlender Hygiene vorkommen, jedoch ist das bei uns selten der Fall. In Medellín ist das Wasser sehr sauber und kann aus der Leitung getrunken werden. In Carpinelo (Schule) sieht man immer wieder Straßenhunde, wobei Tollwut eigentlich äußerst selten vorkommt. Wird man nun aber gebissen, was relativ unwahrscheinlich ist, sollte man unverzüglich ein Krankenhaus besuchen. Sehr hellhäutige Personen sollten Sonnenschutzmittel mitnehmen, da die Sonnenbestrahlung schon deutlich stärker ist als in Deutschland und Sonnencreme sehr teuer hier ist. Sobald die Grippe umgeht, was hier häufig und vor allem in der Regenzeit der Fall ist, sollte man sich regelmäßig die Hände waschen, vor allem, wenn man im Projekt ist. Außerdem ist es hilfreich viel Vitamin C zu sich zu nehmen, um bessere Abwehrkräfte zu haben, denn man hat schnell mal fünf verschnupfte Kinder an sich hängen, die einen abknutschen und anhusten. Am besten isst man immer viel von den leckeren Früchten, dann ist das kein Problem.

3.10 Preise

Fast alle Lebensmittel sind um einiges günstiger als in Deutschland. Wenn man auf sein geliebtes Nutella nicht verzichten will, muss man jedoch tiefer in die Tasche greifen. Auch Shampoo ist teuer, manchmal teurer als bei uns.

Dienstleistungen hingegen sind unfassbar günstig. Braucht ihr mal einen Klempner oder müsst etwas reparieren lassen werdet ihr einen Bruchteil des deutschen Preises zahlen müssen. Auch Transport ist hier sehr günstig.

Generell zahlt man eigentlich nur in bar. Der größte Schein momentan ist noch der 50.000 Pesos Schein (15 Euro), jedoch kann man damit nicht überall zahlen, da er sehr groß ist. Eine Busfahrt für 2.000 Pesos zahlt man zum Beispiel auch möglichst passend, da der Fahrer während der Fahrt gleichzeitig das Wechselgeld rausgeben muss. Die Geldautomaten geben einem jedoch fast immer nur die großen Scheine. Dann kauft man am besten einen Kaugummi im Supermarkt und bekommt so kleines Wechselgeld für den Bus.

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